14. März 2008

Stimmen

Eine Stimme, wessen Stimme, deine, meine, jedenfalls eine Stimme, die man hört, die ich höre, im Gespräch, am Radio, am Telefon, am Fernsehen. Persönlich natürlich am besten, aber auch am Radio, da kann man zuhören, wenn man will.
Und ich höre, so einiges. Ich höre den ganzen Menschen, wenn ich die Stimme höre. So vieles möchte man verbergen, sicherlich auch zu Recht, wem wollte man das verargen, doch die Stimme lügt nicht. Man kann sie nicht verbergen, man kann kosmetische Operationen vornehmen, im Gesicht, am Körper, alles neu, aber die Stimme? Die wird nicht neu, die ist so, wie sie ist. Nur hinhören muss man, dann hört man es. Jedes Gesicht hat eine Stimme. Aber nicht jede Stimme ein Gesicht. Das Schleppen, Scheppern, Schleifen, Giecksen, die Ausfälle, belegte Stimmen wie belegte Brote. Da schleppt jemand sein ganzes Tonstudio mit sich herum, ohne es zu merken. Denn reden kann ja jeder. Zuhören nicht. Also spielt es fast keine Rolle, was man sagt. Medienüberflutung, schöne Ausrede. Die Medien sind unser Spiegel, was sie mit Getöse ankündigen, sind oft nichts als Fluchten. Von uns und vor uns selbst.
Die grösste und bedenklichste Flucht, vor sich selbst, als Asylant, für jeden Einzelnen. Was wir mit so vielen anderen teilen. Und mit den Flüchtlingen, die verfolgt und gefoltert wurden, deren Geschichte uns einen heimlichen Schauder über den Rücken jagt. Nicht wir, nicht ich, nicht jetzt und nicht morgen. Wir sind in Sicherheit.
Aber unsere Stimme, die will nicht verstummen. Die sagt die Wahrheit. Körpersprache? Stimmengewirr, die richtige Sprache spricht nur unsere eigene Stimme. Hör doch mal zu, wenn du dich hören willst. Oder andere. Das ist online, live.
Eine Stimme für die Stimme!

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